ALIEN VOICES: Zwei Star Trek-Ikonen als Hörspiel-Pioniere

Zur Zeit findet in Amerika das Comeback einer Unterhaltungsart statt, die man schon seit einigen Jahrzehnten für fast vergessen gehalten hat: das sog. "Radio Drama". Nicht zu verwechseln mit einem einfachen "Hörspiel", (das in der Regel lediglich aus den Dialogen der beteiligten Sprecher, ev. einem Erzähler und zur akustischen Abrundung aus einigen Toneffekten besteht), kann man das Radio-Drama eher als "Kino fürs Ohr" bezeichnen. Von den 30er bis in die 50er Jahre waren die RDs in Amerika sehr populär, bevor das Fernsehen alles andere in den Schatten stellte. Neben Krimis waren besonders die Abenteuer populärer Superhelden, Horror- und Science Fiction-Geschichten sehr beliebt, da man mit guten Scripts, Schauspielern und Toneffekten die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums erreichen konnte, ohne dessen visuelle Phantasie einzuschränken. Die besten RDs wirkten wie ein Besuch im Kino, bei dem man die Augen geschlossen hat und trotzdem an dem Erlebnis vollständig teilnimmt. Das bekannteste Radio Drama dürfte auch hierzulande bekannt sein: Orson Well's Umsetzung von H.G. Well's KRIEG DER WELTEN, das bei seiner Ausstrahlung Ende der 30er Jahre viele Zuhörer für eine "echte" Reportage hielten und in Panik gerieten. In neuerer Zeit in Deutschland produzierte Radiosendungen, die in der Qualität an die amerikanischen RDs heranreichen, sind z.B. "Per Anhalter ins All" und "Der Herr der Ringe".

"Schuld" an dem neu erwachten Interesse an RDs sind zwei aus STAR TREK bekannte Schauspieler, die auch im deutschsprachigen Raum nicht unbekannt sein dürften: Leonard "Spock" Nimoy und John "Q" deLancie. Sie kamen zusammen, als sich Mitte der 90er Jahre der Verlag Simon & Shuster (der auch die STAR TREK Audio-Cassetten herausbringt und über seine Tochterfirma Pocket Books die STAR TREK-Romane veröffentlicht) dazu entschloß, den KRIEG DER WELTEN als RD neu aufzunehmen und dazu z.T. STAR TREK-Schauspieler engagieren. Das Projekt wurde ein Erfolg, und L+N, selbst Fans der klassisch RDs waren sich einig: "wozu sollen wir uns von anderen engagieren lassen ? Wir gründen selbst eine Firma und nehmen solche RDs als Eigenproduktion auf. So wurde ALIEN VOICES gegründet. Als erste Projekte wurden Romane der klassischen Science Fiction-Literatur ausgewählt, die Nat Segaloff zu ca. 2 Stunden. langen Audio-Scripts bearbeitete. Der nächste Schritt war die Zusammenstellung einer für die speziellen Bedürfnisse zugeschnittenen Produktionscrew. Dabei sollten soweit wie möglich versucht werden, die besondere Athmosphäre der alten RDs, angepaßt natürlich an die moderne Zeit, beizubehalten. Das bedeutete u.a., daß die vielen Geräusche auch wirklich echt zu klingen hatten und nicht wie künstlich erzeugt. Die ersten beiden von ALIEN VOICES realisierten Titel waren Jules Verne's JOURNEY TO THE CENTER OF THE EARTH und H.G. Well's THE TIME MACHINE. Bei Titel wurden große Erfolge. Das lag zum einen daran, daß die RDs wirklich erstklassig produziert waren, gerade der Name Nimoy für Qulität bürgte und die Sprecher fast ausschließlich Schauspieler aus den diversen STAR TREK-Serien waren, was natürlich die entsprechenden Fans als potentielle Käuferschicht ansprach.

Hatte man nun genügend Erfahrungen gesammelt, so wollten Nimoy und deLancie mit ihrem dritten Projekt, Arthur Conan Doyle's THE LOST WORLD einen Schritt weitergehen und ihre Aufnahme auf einer Bühne live vor Publikum vornehmen. Außerdem sollte das Ganze auf Video aufgezeichnet werden. Dafür wurde die Literaturvorlage auf eine Länge von 45 Minuten getrimmt und die jeweiligen Höhepunkte passend auf die Pausen für die Werbeeinblendungen geschrieben (so konnten sich die Schauspieler bei ihrer Darbietung zumindest mehrere Male kurz erholen). Die Uraufführung fand auf der GRAND SLAM V STAR TREK CONVENTION am 22.3.97 in Pasadena, Kalifornien statt, und das Publikum tobte vor Begeisterung. Dazu mochte auch beigetragen haben, daß die Zuhörer selbst in einigen Szenen als "Universitätsausschuß" direkt in Form von Pfiffen, Buh-Rufen etc. mitwirken konnten. Insgesamt wurden während der Aufführung mehr als 250 einzelne Musik- und Effekt-Szenen sowie die Zuschauer verwendet. Für die spätere Veröffentlichung als Musik-Cassette und Audio-CDs wurde dann der digitale 16-Spur-Master so nachbearbeitet, daß die Live-Athmosphäre erhalten blieb, aber eine technisch auf dem neusten Stand mögliche Polierung erhielt. John deLancie erinnert sich: "vor dem Auftritt waren wir doch erheblich nervös. Was wir vorhatten, hatte noch niemand vor uns versucht. Besonderes Lob gilt natürlich unserer Geräuschcrew, die oftmals in einem Zeitraum vor einigen wenigen Sekunden die passenden Utensilien zu Hand haben und bearbeiten mußten, um die gewünschten Effekte zu erreichen. Wir hatten schon Mühe, überhaupt solche Leute aufzutreiben, die das live auf einer Bühne vor Publikum umsetzen konnten. Da ist keine spätere Nachbearbeitung im Studio möglich, sondern alles muß gleich beim ersten Mal funktionieren. Heutzutage im Zeitalter der Synthesizer gibt es solche Künstler eigentlich gar nicht mehr". Was eigentlich "nur" ein Teil des Gesamtauftrittes war, entpuppte sich dann als eine zusätzliche Attraktion für das Publikum, denn zu sehen, wie diese Geräuscheffekte produziert wurden, war schon recht lustig, gerade wenn dabei normale Haushaltsgegenstände zweckentfremdet eingesetzt oder gar mißhandelt wurden....

Der Erfolg von THE LOST WORLD sprach sich nun schnell herum und wurde weit über die Grenzen des SF-Genres bekannt. So war es kein Wunder, daß nun auch das allgemeine Fernsehen und Radio Interesse zeigten, mit ALIEN VOICES zusammen zuarbeiten. Für das TV-HALLOWEEN SPECIAL 1997 wurde zeitlich passend erstmals das Gebiet der Science Fiction verlassen und drei Horror-Kurzgeschichten ("Mark of the Beast" von Kipling, Wilde's "Canterville Ghost" sowie von Poe "Cask of Amontillado") dargeboten. Damit begann dann die Lawine der Popularität erst richtig ins Rollen zu kommen. In Zusammenarbeit mit dem Sci-Fi-Channel wurde die Live-Darbietung von H.G. Wells "First Men in the Moon" in Angriff genommen. Unter den Zuschauern konnte man übrigens auch sehr viele Schauspielerkollegen von STAR TREK wiedererkennen. Der Auftritt beginnt mit den folgenden, von Dwight Schultz (Lt. Barcley aus STAR TREK-DAS NÄCHSTE JAHRHUNDERT) vorgetragenen Worten: "Heute steht auf dem Mond eine amerikanische Flagge, errichtet von den APOLLO 11-Asronauten, und daneben eine Plakette mit der Inschrift "Hier setzten zum ersten Mal Menschen vom Planeten Erde Fuß auf den Mond, Juli 1969. Wir kamen in Frieden für die gesamte Menschheit.". Literaturkenner wissen jedoch, daß H.G. Wells schon vor vielen Jahren zum Mond reiste, lange bevor Neil Armstrong dort ankam. Kommt nun mit ALIEN VOICES und laßt uns einen kleinen Schritt für einen Menschen tun, aber einen großen Sprung für die Science Fiction..." Als besonderen Clou wurde vor Beginn der Auftritt eines "Special Mystery Guests" angekündigt. Und wer kam dann auf die Bühne: Bill Shatner, Captain Kirk persönlich! Spätestens ab diesem Zeitpunkt war das Publikum am Toben.. Er spielte den etwas vertrottelt wirkenden Häuptling der Mondbewohner wirklich sehr überzeugend und mit sehr viel Ironie. Man kann über den Mann sagen, was man will: immerhin kann er sich auch gut selbst auf die Schippe nehmen...Mit der Übertragung von FIRST MEN IN THE MOON wurde übrigens noch eine weitere Besonderheit erreicht: ein Radio-Drama, live vor einem Publikum aufgeführt und ebenfalls live im Fernsehen und im Internet übertragen. Ein Mulitmedia-Ereignis, ganz klar.
ALIEN VOICES war nun so bekannt, daß sogar das National Public Radio (bei dem u.a. auch Ende der 70er Jahre das aufwendigste Radio Drama aller Zeiten, nämlich das STAR WARS RADIO DRAMA SERIAL, ausgestrahlt wurde) an Halloween und Weihnachten 1998 zehn Stunden ALIEN VOICES in sein Programm aufnahm, was mit großem Interesse aufgenommen wurde.. Damit wurde nun auch ein ganz allgemeines Publikum erreicht.
Für die Produktion von H. G. Well's INVISBLE MAN wurde nun wieder ins Studio zurückgekehrt.
Mittlerweile erhielten Nimoy und deLancie verstärkt Anfragen nach den Scripts der ALIEN VOICES-Titel. Offensichtlich hatte man nun auch das Interesse bei Theatergruppen an Universitäten und Schulen geweckt und war in das schulische Bildungsprogramm gerückt. Die Nachfrage muß so groß gewesen sein, daß diese Scripts nun auch demnächst als Publikation erscheinen werden (noch ist mir kein Verlag bekannt, aber Simon & Shuster bietet sich an).

Das neueste ALIEN VOICES-Projekt hatte seine Europapremiere kürzlich im Mai auf der FEDERATION-CONVENTION in Bonn. Titel "Spock & Q". Mehr braucht man dazu wohl nicht zu sagen. Bei der Pressekonferenz mit Nimoy und deLanice kam die Frage auf, wer dazu die Idee hatte. Dazu deLancie: "das Script wurde von Cecilia Fannon geschrieben, die eine sehr talentiert Autorin ist. Die eigentliche Idee kam von Leonard (Nimoy), der es für eine gute Idee hielt, die beiden Charaktere aufeinandertreffen zu lassen. Chaos trifft auf Ordnung, sozusagen. Natürlich kennt jeder von uns beiden seinen Charakter sehr gut, aber wir wollten jemand finden, der in der Lage war, eine gute Story zu schreiben und nicht nur eine Aneinanderhäufung von "STAR TREK-Witzen". Wir wollten eine leichte, intellektuell ansprechende Stunde Live-Unterhaltung im Rahmen einer Convention bieten, genügend "Star Trek-Stoff" darin einbinden, damit es für das Publikum unterhaltend wirkt, und genau das haben wir von der Autorin bekommen. Simon & Shuster wird "Spock meets Q" im Herbst 99 auf Audio-Cassette herausbringen." Wie gut das Zwei-Mann-Stück bei den Besuchern der FEDERATION CON ankam, braucht wohl nicht besonders erwähnt zu werden. DeLancie und Nimoy waren von der Reaktion des deutschen Publikums so beeindruckt, daß sie sich sogar besonders auf ihrer Homepage dafür bedankten.

Die Zukunft sieht sehr erfolgreich aus für ALIEN VOICES. Aus der Idee zweier Männer, eine schon totgesagte Kunstform einem völlig neuem Publikum vorzustellen, ist nun eine Multimedia-Firma entstanden, die ihre Produktion längst nicht mehr auf Radio Dramas beschränkt. Mit der herausragenden Qualität der Programme und der Bekanntheit der beteiligten Schauspieler haben deLancie und Nimoy eine Nachfrage geweckt, die sie sich zu Beginn wohl kaum selbst haben träumen lassen. Und das ist noch lange nicht das Ende. Kürzlich wurde ein Vertrag mit NEW LINE TELEVISION geschlossen, Fernsehfilme und Serien zu produzieren. In Zukunft will man sich übrigens nicht ausschließlich auf klassische Science Fiction beschränken, sondern auch in andere Genres vorstoßen.. Viel Erfolg !

Ich hatte das Glück, John deLancie 1998 bei seinen Con-Besuchen in Deutschland treffen und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Aus meinen Aufzeichnungen habe ich anschließend die interessantesten Fragen zusammengestellt.

Frage: nach welchen Kriterien wurden die Geschichten ausgewählt, die Ihr zu Radio Dramas adaptieren wolltet ?
Antwort: Leonard, ich und meine Frau haben eine Unmenge Geschichten gelesen, um eine Auswahl treffen zu können. Wir sehen uns als "Geschichtenerzähler", deshalb mußten das in Frage kommende Material "Visuelle Bilder" enthalten, die wir auch in der Lage waren, mit Hilfe unserer Geräuschkünstler so umzusetzen, daß sich das Publikum davon angesprochen fühlte. Was wir da tun, ist eine sehr unübliche Form des Geschichtenerzählens. Im Grund genommen sprechen wir die Phantasie des Zuhörers an, im Kopf als Bild oder Film das hinzuzufügen, was wir mit dem Ton als Basis vorgeben.

Frage: habt Ihr Euch schon mal überlegt, auch Kurzgeschichten für ALIEN VOICES zu adaptieren ?
Antwort: ja, den Anfang haben wir schon in unserem HALLOWEEN SPECIAL TV-Show getan. Wir haben "I Robot" von Asimov im Gespräch, aber wir wollen auch internationale Horror- und Geistergeschichten bearbeiten. Z.B. ist in der skandinavischen Mythologie die Figur der Schneekönigin bekannt, und das wäre für uns auch interessant. "I Robot" ist ja noch nicht so alt, und da ist immer die Frage der Rechte zu beachten. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie kompliziert das ist und was man alles berücksichtigen muß. Aus diesem Grund haben wir bisher davon Abstand genommen.

Frage: welche Erfahrungen habt Ihr beim Produzieren Eurer Shows gewonnen ?
Antwort: die ersten beiden Produktionen waren natürlich eine Pionierarbeit für uns. Leonard und ich waren ja selbst Fans der Radio Dramas, aber die Herstellung solcher Shows war ein Prozeß, den wir selbst erst lernen mußten. Die dritte Show (THE LOST WORLD) haben wir live in einer Halle aufgenommen, was auch ganz neu für uns und natürlich eine besondere Herausforderung für uns war. Das brachte auch Probleme produktionstechnischer Natur mit sich, die wir zu lösen hatten. Wir hatten teilweise auch unsere Sprecher mitten in den Zuschauerreihen sitzen und ließen das Publikum als Gesamtheit in einigen Szenen sogar richtig mitwirken. Es war ein Riesenerfolg und jeder hatte seinen Spaß daran...
Danach kehrten wir mit THE INISIBLE MAN wieder ins Studio zurück. Wir hatten nun genügend Erfahrung gewonnen, um genau zu wissen, was wir da eigentlich taten. Es folgten lange Gespräche mit den Produktionsleuten, damit das Material genau in der Art umgesetzt werden konnte, wir uns das gedacht hatten.

Frage: wie kam es zu den Fernsehshows ?
Antwort: da kamen einige Faktoren zusammen. Wir wurden vom Sci-Fi Channel angerufen und gefragt, ob wir für sie ein Radio Drama produzieren würden. Das lehnten wir zunächst ab, weil wir das ja schon selbst für uns taten und es einfach keine gute geschäftliche Entscheidung gewesen wäre. Da ließ ich aber durchblicken, daß wir großes Interesse daran hätten, bei der Produktion einer Radio Show gefilmt zu werden. So könnte man beide Medienarten kombinieren. Ein paar Tage später kam als Antwort dann sogar der Vorschlag, das Ganze als Live-Event zu veranstalten. So kamen wir innerhalb weniger Tage zu einem Projekt, an das wir zu Anfang gar nicht unbedingt gedacht hatten.

Frage: würdet Ihr noch weitere solcher Shows in Zusammenarbeit mit dem Sci-Fi Channel produzieren ?
Antwort: ich weiß es nicht. Kürzlich wurde der Kanal von Leuten aufgekauft, die wir (noch) nicht kennen. In der Regel wollen die neuen Eigner ihre eigenen Ideen realisieren und greifen die Projekte ihrer Vorgänger nicht mehr auf.

Frage: hast Du bei den Fernsehsendungen beim Schauspielern mehr den Schwerpunkt auf das reine Sprechen gelegt oder auch auf das "Ganzkörperschauspielern", weil Du ja wußtest, daß Du gefilmt wirst und ein Publikum zuschaut ?
Antwort: das ist eine gute Frage, die man gar nicht generell beantworten kann. Was mich betrifft, so treffe ich bei diesen Auftritten ja im Grunde genommen jeden Moment eine Entscheidung, wie ich mich ausdrücke, und wenn ich beim Sprechen etwas mit den Armen mache oder das Gesicht verziehe, dann hat das mit dem reinen Sprechen nichts mehr zu tun und ist davon völlig unabhängig. Das ist dann zur Unterstreichung der Wirkung beim Fernseh- und Live-Publikum gedacht.

Frage: nach welchen Kriterien habt ihr eigentlich die Sprecher ausgewählt ?
Antwort: unser Grundgedanke war, Schauspieler zu nehmen, die zum einen unsere Freunde sind und es Spaß macht, mit ihnen wieder zusammenzuarbeiten, und die das Publkum von STAR TREK her kennt. Nur ein Einziger, Richard Doyle, hat nicht bei STAR TREK mitgewirkt. Diese Gruppe wird von mal zu mal größer, und es ist ein großes Kompliment für die Schauspieler, daß sie nicht um Rollen vorsprechen oder sich bewerben müssen, sondern von uns gleich engagiert werden, wenn wir sie irgendwie in unseren Shows einsetzen können. Wir haben sogar Rollen passend zu ganz bestimmten Leuten bearbeitet, diese dann kontaktiert und gesagt "wir haben da speziell einen Part für Dich geschrieben, und Du bist der Einzige, den wir danach fragen. Kannst Du das in Deinen Terminplan unterbringen ?" Wichtig für mich war auch, daß unsere Sprecher neben ihrer Fernseherfahrung auch Bühnenschauspieler waren und ebenso fürs Radio gearbeitet hatten, denn gerade bei den Life-Auftritten wurden alle drei Fähigkeiten gleichzeitig verlangt.

Frage: Richard Doyle ist mir absolut unbekannt. Was kannst Du mir über ihn erzählen ?
Antwort: Richard ist ein erfahrener Theater-Schauspieler und Radiosprecher, den ich seit vielen Jahren kenne. Außerdem ist er in der Lage, viele verschiedene "Stimmen" darzustellen, und das war mir bei der Besetzung sehr wichtig.

Frage: welche STAR TREK-Schauspieler haben schon bei Euren Produktionen mitgewirkt ?
Antwort: Susan Bay, Roxann Dawson, Richard Doyle, Robert Ellenstein, Marnie Mosiman, Ethan Phillips, Andrew Robinson, Dwight Schultz, William Shatner, Jean Simmons and Armin Shimerman. Das ist übrigens auch das erste Mal, daß Schauspieler aus veschiedenen Star Trek-Serien in einer einzigen Produktion zusammen aufgetreten sind..

Frage: bisher habt Ihr nur klassiche SF umgesetzt ? Wollt Ihr dabei bleiben oder auch mehr modernere phantastische Bücher als Radiodramas bearbeiten ?
Antwort: Interesse daran haben wir auf jeden Fall, nur gibt es dabei etliche Probleme mit den Rechten. Bei Jules Verne brauchen wir niemanden zu fragen.

Frage: gab es für das HALLOWEEN SPECIAL in der Produktion Unterschiede zu den anderen Titeln ?
Antwort:: ja, denn bei der Auswahl geeigneten Materials stellte ich fest, daß es zwischen SF- und Gruselgeschichten einen großen Unterschied gibt. SF-Geschichten sind in erster Linie Abenteuergeschichten, während bei Halloween-Stories der Schwerpunkt viel mehr auf der Athmosphäre liegt. Schließlich soll man sich ja dabei erschrecken und gruseln. Das ist schon viel schwieriger zu schreiben. Weiterhin durfte auch nicht vergessen werden, daß die Geschichte durch die Commercials mehrmals unterbrochen wird. Stell Dir vor, Du sitzt am Lagerfeuer, hörst eine Gruselgeschichte, und gerade dann, als es richtig unheimlich wird, kommt jemand vorbei und fragt Dich und die anderen Zuhörer, welche Sorte Hamburger zu bestellen möchtest. Das wirft die ganze Athmosphäre über den Haufen ! Wir konnten das Problem aber relativ einfach dadurch lösen, daß wir eben mehrere kurze Geschichten umsetzten und sie von der Länge so anpaßten, daß sie jeweils vor den Commericals endeten.

Frage: was ist nach FIRST MEN IN THE MOON Euer nächstes Audio-Projekt ?
Antwort: wir haben mit diesem Titel das Ende unseres Vertrags mit Simon & Shuster erreicht. Nun bleibt abzuwarten, ob der Verlag mit den Verkaufszahlen zufrieden ist. Solche Radio Dramas sind sehr aufwendig zu produzieren, und so gut wie niemand in Amerika oder sonst wo in der Welt ist bereit, viel Geld für solche Shows zu investieren. Wir werden eigentlich auch nicht richtig dafür bezahlt, sondern tun es, weil es uns Spaß macht. Was wir gerne bringen würden, wäre z.B. DIE GEHEIMNISVOLLE INSEL oder auch DIE SCHATZINSEL, was uns etwas von der reinen SF weg in Richtung klassisches Material führen würde. Ebenfalls interessant wären die Gebrüder Grimm, aber da nur die wirklichen Schauergeschichten.

Frage: würdet Ihr mit ALIEN VOICES auch auf Tournee gehen ?
Antwort: das Interesse ist schon vorhanden. Wir wurden nach Auftritten in Australien und Washington D.C. gefragt, aber letztendlich ist es bisher immer gescheitert, da dies sehr finanziell aufwendig ist und sich ja jemand bereit finden muß, eine große Summe vorab zu investieren und auch sicher sein kann, seine Kosten wieder hereinzubekommen. Für den Sci-Fi Channel war eine der Shows immer noch eine relativ billige Stunde TV, aber allein das kostete schon rund eine halbe Million Dollar. Dabei mußten wir für die Fernsehshows, die in L.A. aufgenommen wurden, "nur" die Produktion selbst und die Schauspieler bezahlen. Für eine Tournee kämen dann noch die gesamten Reisekosten und eine Menge logistischer Probleme hinzu. Außerdem glaube ich nicht, daß Leonard noch besondere Lust hat, auf lange Reisen zu gehen.

Robert Vogel